Marc Fiedler * Die Musikindustrie auf dem Weg der Perversion ihrer Kernkompetenz - Open Source und Musik (was: [ox-en] Conference documentation)
- From: Stefan Merten <smerten oekonux.de>
- Date: Sun, 29 Jun 2003 01:25:13 +0200
Die Musikindustrie auf dem Weg der Perversion ihrer Kernkompetenz
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Marc Fiedler [fiedler smartvia.de]
Open Source und Musik
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Die Beteiligten
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o Musiker
o Plattenfirmen
o Hörer
o Einzelhandel
o Rundfunk
o Netzbetreiber
o Portale
o Gerätehersteller
o Softwarehersteller
Die Aufgaben der Musikindustrie
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Die Wertschöpfungskette
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o Akquisition von Künstlern
o Sortimentsleistung
o Herstellung von Tonträgern
o Vertrieb von Tonträgern
o Informationsleistung
o "Artist Development"
o (Management)
Verbreitung von Musik
Die Rolle des Rundfunks
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o Radio versorgt die Hörer mit Musik
o im Interesse der Musikindustrie
o Aufmerksamkeit auf die Musik
o Interesse entsteht
o Bedürfnis
o Kauf von Tonträgern
o Erfolgsfaktor für die Plattenindustrie
o Privates Radio wird durch Werbung finanziert
o Die Folge: Massen müssen angesprochen werden
o kein Platz für Nischen
o wenig Platz für Neues (viele "Oldies")
o Keine Aufmerksamkeit beim Hörer (für Musik)
o sinkende Verkaufszahlen für Singles
o Ärgernis für die Plattenindustrie
Technische Neuerungen
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o Hörer können Musik selbst aufzeichnen
o Neue Tonträger:
o Tonband
o MC / 8Track
o CD
o DAT
o MD
o Die Plattenindustrie sorgt sich, findet aber zunächst neue
Absatzmöglichkeiten.
Geschäftsgebräuche
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Verkauf von Tonträgern
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o Was bleibt den Künstlern vom Kaufpreis einer CD?
o Üblich: 14% vom Ladenpreis
o - 10% beschädigte Ware
o - 25% Verpackung
o - 15% Freiexemplare
o (- 25% eigene CD-Herstellung)
o Summe: ~8% (6%)
o Von 18$ bleiben 1,44$ (1,08$).
o (Jay Cooper (Jurist) 1999)
Auswahl der Künstler
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o Es werden "Schnelldreher" benötigt, die schon beim ersten
produzierten Tonträger erfolgreich sind.
o Die Kosten für Promotion wachsen (Videoclips, VM,
Kompensationsgeschäfte)
o Förderung der Künstler oder Anlaufzeiten werden nicht akzeptiert
o Künstler wie Velvet Underground, Bob Dylan, Pink Floyd hätten es
heute schwer
Das Star-Phänomen
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o Extremes Beispiel Mariah Carey:
o Mariah Carey wurde mit 32 Mio $ freigekauft, weil 4 Mio
verkaufte Einheiten zu wenig waren
o Für die Plattenfirma war dieser Deal günstiger als eine
Fortsetzung des Vertrags
MP3, Streaming und Internet
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Zwei Ansichten
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o Internetbenutzer hören im Netz kostenlos Musik
o Künstler erreichen mehr Menschen als zuvor
o Plattenfirmen rufen "Diebe!", wittern aber das große Geschäft
o Prognose von Jupiter Communication für 2005 (USA):
o 5,4 Mrd $ Online-Musikverkauf
o 531 Mio $ Downloads
o 900 Mio $ Streaming-Abonnements
o 9/2000: eMusic.com bietet Streaming-Abo für 9,99$ pro Monat an
(~125.000 Titel zur Auswahl)
Kampf gegen die "Räuber"
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o RIAA (Recording Industry Association of America führt Prozesse
gegen mp3.com und Hersteller von mp3-Recordern
o Dr. Martin Schaefer (Chef der IFPI (International Federation of
the Phonographic Industry) und Bundesverband der phonographischen
Wirtschaft) fordert RPS (Right Protection System), ein Sytem, das
"illegale" Dateien findet und Server abschalten läßt
o Mögliche Einschränkungen der Redefreiheit werden billigend in
Kauf genommen
Feindliche Übernahme?
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o Musikindustrie und Netzbetreiber schließen sich zusammen...
o AOL + Time Warner
o BMG + Universal
o Universal + Vivendi
Ausblicke
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OML - open music license
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o Eine praktikable Alternative zu Verboten
o Urheber bleiben Urheber
o Anreiz zur Kreativität
o Wovon leben Musiker?
o Auftritte
o Auftragsarbeiten
o Merchandising
o Aufwertung des Tonträgers
Ende und Neuanfang
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o Hypothese: Plattengiganten werden umdenken müssen
o Die Zukunft gehört
o kleineren Plattenfirmen mit
o kleineren Künstlern und
o kleineren, global verteilten Hörern
o Wenn Leute Sachen uploaden wollen und wir die gleichen Ideen und
Ideale teilen, dann kann ich nichts Falsches daran finden. (Jay
Kay, Musiker)
o Und das wird so bleiben: Musik wird immer und vor allen Dingen
kostenlos sein. (Peter Lau, Journalist)
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http://www.oekonux.org/